»Das unerhörte Manuskript«, Berlin, Werkstattlesung mit Plauderei
Drei Autor:innen - drei Romanprojekte
Drei Textausschnitte, die an dem Abend - mitten im Entstehungsprozess - das erste Mal vorgetragen werden. Jeder Abend steht unter einem anderen Motto. Das Thema des ersten Abends ist »Autofiktion«, also das Erfinden mit Hilfe realer Erlebnisse.
Wir plaudern
über die Texte und das Schreiben und geben Einblicke in den kreativen Prozess, Hintergründe, Vorbilder und Erwartungen.
Wir empfehlen
eines unserer Lieblingsbücher - und erzählen, warum wir es so mögen.
Und das Publikum
ist herzlich dazu eingeladen, mitzuplaudern, von eigenen Lieblingsbüchern zu berichten oder einfach die Schönheit der Sprache, die Überraschung der Texte und die intensiven Gespräche zu genießen.
Salon im Mühlenhaupt Museum
Fidicinstraße 40
10965 Berlin
Beginn: 19:30 Uhr
Eintritt: 5 Euro
Ticketreservierung: karten@muehlenhaupt.de
https://www.muehlenhaupt.de/aktuelles/autofiktion
Flyer als pdf zum Downloaden und Weiterreichen: 250404 Unerhörtes Manuskript
Die Texte und die Lesenden:
»Ein Sommer auf poppen«
von Vanessa Gold
Ein alter Mann beschließt, sich in eine „heiße MILF“ zu verwandeln. Was als Dating-Experiment gedacht war, wird zu einer Reise zu sich selbst. Eine Reise mit teils schmerzhaften Einsichten über Männer, Frauen, Schwule, „Transen“ und alles Queere, an deren Ende die Erkenntnis steht, dass uns eines verbindet: die verzweifelte Suche nach Liebe!
»Die Gedanken des alten Mannes fuhren Karussell in diesem Jahr. Sie zermarterten ihm das Gehirn. Bis zu jenem Tag, an dem er beschloss, eine Frau zu werden und auf die Achterbahn zu wechseln.«
* * *
Den jungen Architekten Michael zieht es nach Kaliningrad zum 750-jährigen Stadtjubiläum. 60 Jahre nach der russischen Annexion träumt er davon dort eine sowjetische Idealstadt vorzufinden.
Doch die chaotische Wirklichkeit Königsbergs ist vielschichtig und widersprüchlich. Michael gerät in die Grabenkämpfe um den noch immer andauernden Wiederaufbau und die ostpreußische Geschichte. Es geht um nichts Geringeres als die Identität der Stadt - und zugleich um seine eigene.
»Michael, ich kann doch nur filmen was ist, nicht was war!«
»Was ist, das ist auch gewesen. Halt einfach die Kamera drauf. Bitte.«
* * *
»Der Rhythmus von Liebe und Wut«
von Masen Abou-Dakn
»Jedwedes Glück endet in einer Katastrophe«, da ist Malik sich sicher. Und so spürt der erfolgreiche Fotograf, dass er an der Realität zu scheitern droht. Er hat Frau und Kind und Erfolg und überhaupt alles, was man für ein zufriedenes Leben vermutlich braucht. Nur, obwohl er sich manches Mal voller Liebe fühlt, brodelt es oft in ihm und er will am liebsten alles hinschmeißen. Malik versteht nicht, wie er zu dem wurde, der er ist.
Also durchwühlt er die vielschichtige Collage namens Vergangenheit. Seine eigene und die seiner deutschen und arabischen Ursprungsfamilie, die reich an Erlebnissen, aber arm an Glück war. Und er entdeckt all das schillernde, schreckliche, turbulente, traurige und wundervolle Leben seiner Vorfahren ...
»In den langsamen Wochen nach der Geburt ihres Kindes fühlt Malik sich zuhause meistens fehl am Platz. Ein Kleinfamilien-Fremdkörper. Er weiß nicht, wohin mit seinen vielen Gefühlen, vor allem dem Säugling gegenüber. Sein Sohn hat von einer Minute zur nächsten seine gesamte Liebe annektiert, rücksichtslos und selbstverständlich, obwohl er dafür nicht das Geringste getan hat. Karl existierte einfach.«
Fotos: Vanessa und Markus: privat / Masen im Text: Michael Wins, Veranstaltungsbild: privat
