Beileibe kein Kind von Traurigkeit

Seine Lieder handeln vom Flirten und Schlussmachen, von den Träumen, die über die Klinge springen, über das Leben, das zum Leiden irgendwie gemacht ist. Doch keine Angst. Der gefühlvolle Songpoet Masen ist beileibe kein Kind von Traurigkeit. Wer in seinen Konzerten verstohlen zum Taschentuch greift, der muss sich eher die Lachtränen fortwischen. Denn Masen kann zum Schreien komisch sein. Und auch musikalisch gibt es bei ihm nicht nur leise, sanfte Töne zu hören: Klassisch ausgebildet an der Gitarre, bietet er in seinen Popchansons die ganze Palette von brasilianischem Bossa über Klezmer bis hin zu rockigen Klängen à la Grönemeyer. …

Ein bisschen sieht der Mann, der mit vollständigem Namen Masen Abou-Dakn heißt, aus wie ein orientalischer Märchenprinz, und wenn sich bei ihm die Tradition des deutschen Liedermachers mit der offenherzigen Emotionalität des arabischen Geschichtenerzählers verbindet, so kommt das nicht von ungefähr. Masens Vater stammt aus Damaskus, seine Mutter ist Deutsche, er selbst ist aufgewachsen in West-Berlin, wie er es nennt. Und weil Deutsch seine Muttersprache sei, habe er sich irgendwann entschlossen, lieber in Deutsch zu singen, weil man sich nur in der Sprache so nuanciert ausdrücken und die Dinge, die zwischen den Zeilen liegen, rüberbringen kann, in der man zu Hause ist. Der Mann scheint einfach alles zu können! Erst habe er nur Gitarre gespielt und komponiert, erzählt Masen im SZ-Gespräch. Dann habe er gemerkt, dass er noch viel lieber singe – Unterricht hat er übrigens bei der Gesangslehrerin von Nina Hagen genommen.

Schließlich hat Masen auch noch seine Liebe zum Schreiben entdeckt und damit ein weiteres Talent: 2002 brachte es ihm den Preis beim Erzählwettbewerb des Berliner Tagesspiegels ein. Für die Film- und Fernseh-Synchronisation von US-Sendungen wie Bill Cosbys Cosby hat er Dialogbücher und Songtexte geschrieben, einen Roman und einen Gedichtband veröffentlicht, zwei Musicals und ein Opern-Libretto entworfen und nicht zuletzt sämtliche Texte seiner Lieder. Die wurden schon mal mit Reinhard Mey oder mit Klaus Hoffman verglichen, was ihre poetische Qualität betrifft. Denn ansonsten hat Masen nicht nur musikalisch, auch verbal seinen ganz eigenen Stil entwickelt. „Das neue Interesse an deutschen Texten begrüße ich auf jeden Fall“, sagt er. Nur stört ihn, dass so was gleich als Welle tituliert werde, womit dann so eine Aufgeregtheit verbunden sei. Wellen ebbten ja meisten schnell wieder ab. Deshalb wünscht er sich, dass deutschsprachige Popsongs endlich so selbstverständlich werden wie die englischen für Amerikaner oder die französischen für die Franzosen.

Silvia Buss, Saarbrücker Zeitung, 16.3.2005

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