„Es gibt Tage an denen läuft alles schief und man möchte sich eigentlich nur in seine vier Wände zurückziehen und höchstens noch Musik hören um die eigene Laune zu bessern. So einen Tag hatte ich heute, doch die Frage nach der passenden Musik war nicht zu klären. Also nahm ich eine der CDs die noch sehnsüchtig auf eine Kritik warteten und… war überrascht.
Es traf Masen und Masen traf mich und das völlig unvorbereitet. Man beeindruckt mich nicht leicht und noch seltener geschieht es, dass ich erst einmal völlig sprachlos bin. Das schafft man in der Regel nur mit extrem – für meinen Geschmack – grässlicher Musik, unterirdischen Texten oder wahnwitzig-unpassenden Kombinationen aus verschiedenen Musikstilen, die mir in den Ohren schmerzen. Außer man heißt Masen, denn dann schafft man es schon mit dem ersten Song, der mich allein schon durch den Text fesselt. Ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal bzw. ob ich überhaupt schon einmal einen so herrliches Lied über die Suche nach sich selbst gehört habe, wie ‚Bin ich das?‘.
Bevor das nächste Lied startet, stellt sich mir Frage, ob ich überhaupt weiterhören mag. Wenn mir ein Song so gut gefällt, schaffen es die restlichen auf dem Album vielleicht nicht mehr, meinem Anspruch gerecht zu werden, doch die Neugierde ist einfach stärker und so lasse ich ‚Liebe ist neu‘ anklingen. Ruhig, aber doch etwas verspielt klingt die Melodie und der Text ist nicht einmal halb so kitschüberladen, wie man es vermuten könnte. Oft haben es Lieder über das große Thema ‚Liebe‘ ja so an sich über das Ziel hinaus zu schießen, doch dieser Song bleibt im Rahmen, springt aber innerhalb von diesem schön hin und her und spielt mit den gegensätzlichen Gefühlen und Situationen, die die Liebe mit sich bringt.
Weiter geht es mit ‚Seemannsballade‘ und diese ‚Ballade‘ steht im krassen Gegesatz zu den ersten beiden Liedern. Es hat ein bisschen was von schaurigen Piraten-Märchen, die musikalisch zusammengefasst wurden und doch holt einen die Realität am Ende wieder ein. Schneller als zuvor und im Rudertakt besingt Mason das Leben eines Seemanns, den das Meer auch im Alter nicht loslässt.
Gegensätze scheinen Mason gut zu liegen, denn was könnte gegensätzlicher als erst über einen alten Seeman und dann über die Puppe zu singen, durch die sich schon viele Mädchen falschen Illusionen hingaben – Barbie.
Was jetzt auf den ersten Blick verwirren mag, ist beim Hinhören einfach genial. Ich persönlich habe mich tatsächlich schon oft gefragt, wie Barbie sich im realen Leben schlagen würde oder ob sie sich geschlagen gäbe. Was wäre, wenn Barbie mit Frauenbeschwerden zu kämpfen oder etwas an ihrem Aussehen auszusetzen hätte? Masen räumt auf ganz charmante Weise mit der angeblich so idealen Barbie-Plastik-Scheinwelt auf und zeigt ganz dezent noch auf, dass das reale Leben eben doch das bessere ist.
So abwechslungsreich wie es bisher war geht es auch weiter. Egal ob die Lieder über Herzensbrecherinnen, die Suche nach dem passenden Partner oder das Außereinanderleben und Zerbrechen einer Beziehung handeln, Masen dichtet Geschichten um Metaphern und Symbole herum, verstrickt sie mit Musik die unter die haut geht und berührt und präsentiert sie mit einer Leichtigkeit die dennoch Raum für Ernsthaftigkeit lässt.
Als kleiner Bonus schließt das Album mit einer Demoversion. ‚Einfach so‘ ist ein wunderschöner Abschluss, der ein bisschen verträumt von der Harmonie zwischen zwei Menschen erzählt, die sich ergänzen und dem Wunsch, dass es einfach so weiter geht und nicht endet.
Doch was nun wirklich zu Ende ist, das ist das Album – leider. Gerne hätte ich noch ein paar Songs gehört, denn meine Laune hat sich während dieser zwölf Lieder echt gesteigert. Allein schon dafür und natürlich auch für die tollen Texte und Melodien gibt es 9 von 10 inn-joy-Punkte.
Anspieltipps: Bin ich das / Barbie / Wie es scheint / Einfach so“
C. Stahl, November 2010