Dieser Song gehört zu meinen Lieblingsliedern und von der Art der Erzählung, von der Übertragbarkeit und vom dramaturgischen Bogen her meines Erachtens zu einem meiner schönsten Texte. Merkwürdigerweise weiß ich noch ganz genau, wann und wo der Inspirationsfunken zu dem Text in mir auftauchte.
Ich fuhr an einem nicht allzu warmen Herbstdienstag mit dem Fahrrad die Kreuzbergstraße hoch Richtung Schöneberg (da, wo sie den Bogen hoch zur Monumentbrücke macht). Ich war mit einem Freund in einem kleinen Café im Akazienkiez verabredet.
Keine Ahnung wieso oder woher, jedenfalls hatte ich auf einmal diese eine Zeile im Kopf:
Im blauen Haus an meiner Ecke wohnt ein Seemann
Und diesmal (was nicht immer so ist) hörte ich diese Zeile schon mit Melodie – und zwar exakt so, wie ich sie immer noch live singe und wie sie nun auch auf der neuen CD erscheint.
Die ganze weitere Fahrradfahrt über und auch noch den Rest des Tages musste ich immer wieder diese Zeile vor mich hinsingen. Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, für welchen Inhalt die Worte stehen oder zu welchem Lied sie mich führen könnten. Mir war allerdings schnell klar, dass der Song „geschrieben werden wollte“.
Ich warte in solchen Fällen gerne ein paar Tage ab, ob Text oder Melodie stark genug sind, sich gegen den Alltag oder andere Einfälle durchzusetzen. Diesmal brauchte ich die Zeit aber lediglich dafür, mir klar zu werden, was ich genau erzählen wollte, was für ein Charakter sich aus den Erzählungen des alten Seebären formte und was das mit mir und meinem Weltbild (als „Nicht-Matrose“) zu tun hatte.
Zum Text: Seemannsballade