Seemannsballade

im blauen Hause an meiner Ecke wohnt ’n Seemann
der erklärt mir manchmal, wie man richtig flucht
und wie es ist und wie es war
und wie das Meer ganz sonderbar
ihn auch nach all den Jahren immer wieder ruft

da war die Rita, diese Hure, die er liebte
der schöne Henry, den er auch nie ganz vergaß
er weiß, dass jeder Wind mal dreht
und jede Sehnsucht mal vergeht
so wie die Übelkeit nach Smutjes letztem Fraß

er hat dem Hai verziehen, der seinen Arm geklaut hat
und auch dem John, der ihn im Stich ließ, dieser Schuft
als die sieben falschen Christen
ihn in Sansibar bepissten
seitdem fehlt ihm beim Gebet die rechte Luft

die Meuterei, die ihm misslang, wollt er vergessen
und auch den Captain, der ihn viel zu oft belog
und der ihm ein ums andre Mal
beim Pokern seine Heuer stahl
und dann noch lachte, bis sein Holzbein sich verbog

er hat gesoffen, wie ein Fisch, der leben wollte
und er schiffte, und die Ebbe wurde Flut
hat den Klabautermann gekielt
und mit Piraten Skat gespielt
an seinem Messer klebte nie ein Tropfen Blut

manchmal fragt er sich, warum sein Haus nur blau ist
und er stellt sich vor, es wäre richtig bunt
er will noch viel und weiß noch, was ’ne Frau ist
und dann zeigt er mir seinen Kiez und dann geht’s rund

im blauen Haus an meiner Ecke wohnt ’n Seemann
der ist ein Wrack, so hat das Amt ihn eingestuft
obwohl es ist, wie’s immer war
und Neptuns Braut so wunderbar
ihn auch nach all den Jahren immer wieder ruft

obwohl es ist, wie’s immer war
und auch das Meer ganz sonderbar
ihn doch nach all den Jahren immer wieder ruft

im blauen Haus an meiner Ecke wohnt ’n Seemann


(von der CD: „Wenn schon suchen, dann das Glück„, Masen, Blickwechsel, 2010)

©, Text und Musik: Masen Abou-Dakn

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